Sprachwandel: nix noies - Sprachpflege: Barbarei

Sprachexperten in den USA - was kein Widerspruch in sich ist - sind der Meinung, dass sich die Kritiker des !leet netspeak! irren. Es scheint, als würde das Online-Chatten der englischen Sprache eher nutzen als schaden.

[bei Vermüllt Internet-Jargon unsere Kommunikation? Bedrohung durch m0d3rne Sprache - Testticker.de]



Aber natürlich.



Kultur wandert: Kulturen entstehen, bewegen sich, treffen sich, vermischen sich und sterben.

Das Wort 'Kultur' kommt vom 'Bebauen' des Landes mit Pflanzen, es wir etwas 'gezogen', Pflanzen sollen anders wachsen als in der Natur. Kultur ist immer das Un-Natürliche.

Mit der Kultur geht die Sprache einher. Mal ist es eine der Formen und Farben, mal eine der Töne und Gesänge, mal eine der Worte.

Worte entstehen, Sprachen treffen und vermischen sind.

Und manche Leute meinen, so tun zu müssen, als hätte der Neaderthaler schon Oxfordenglisch gesprochen. Sprache hat sich immer gewandelt und wird sich immer wandeln. Und das meist auf 'unnatürliche' Weise, indem sich Sprachen vermischen, indem die eine Sprache vermeintlich 'eindringt' und 'verfremdet'.

So das Latein zweimal ins Englische 'eingedrungen', das Skandinavische einmal, das Französische einmal. Englisch ist eigentlich schon das ultimative Pidgin/Creole aus romanischen und germanischen Elementen. Kein Wunder, dass es so begierig von den anderen Sprachen adoptiert wird. Ja, adoptiert - als Kind, das dann selbst wieder produktiv wird (Dressman, Händi).



Anders: Würde die Online-Kultur (d.i. die Urbarmachung des digitalen Raumes) keine neue Sprache erzeugen, es wäre ein Wunder. Würde diese Sprache nicht von der geschriebenen und gesprochenen Alltags- und Fachsprache 'adoptiert', es wäre nun definitiv un-natürlich.



In Kurzfassung: Wer keinen Sprachwandel will, der will das Ende der Kultur.



Noch pointierter: 'Sprachreinhaltung' ist die erste Stufe der Barbarei.


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