reisenotizen: poetikvorlesung 2005 mit robert menasse

Warum Literatur? Warum nicht politischer Essay? Ja, das auch, aber warum dann auch noch Geschichten ausdenken? Wie entsteht da noch Fiktion?

fragt Andrea Diener in poetikvorlesung 2005, nummer 2, mit robert menasse (teil 3&4).



Mein (etwas gegenüber der Kommentarversion dort erweiterter) Antwortversuch:



Offenbar 'leistet' Fiktion etwas anderes als 'Essay'. während das Essay eher argumentativ (also eher wie der 'Wumms vor die Birne', sozusagen die 'aufgeklärte Prügelei') ist, scheinen fiktive Konstrukte andere Qualitäten zu haben.



Lässt sich hier natürlich nicht erschöpfend ausdiskutieren, es mag der Hinweis genügen, dass das 'Fingieren' (also das 'mal so tun als ob', das das Essay nicht ist, sofern es nicht eine Diskussion fingiert) offenbar auch im Tierreich vorhanden ist: als Spiel. und beim 'jungen Menschen' auch, als Rollenspiel, als imaginierte Reise, als Imitation der Wwachsenenwelt und somit als handelnde, kommunizierende und emotionale Einübung [KopfHerzHand] in das Umgehen mit der Welt. (Julian, als 1,5-2 jähriger gefragt was er da tue, sagte : 'arbeiten' [also: Simulation dessen, was 'die Großen' und 'Bob Baumeister' tun] - nicht 'spielen'.)



'Geschichten erfinden' oder banaler 'Vorgänge berichten, die sich nicht ereignet haben' scheint ebenfalls eine athropologische Konstante zu sein. Wenn die nun passieren, um nicht nur (spirituell, oder Mann hätte gesagt 'geistig') zu 'erbauen' sondern (sozial) 'einzugreifen', dann käme wahrscheinlich 'engagierte Literatur' heraus. Literaturgeschichte ist ja vom Entstehen des Bürgertums (also sozusagen von der 'Machtergreifung der Betuchten') schwer abtrennbar.

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