Bahnsteig-Grammatik

Im zweiten Band der fünfbändigen Trilogie 'Per Anhalter durch die Galaxis' erzählt der leider schon verstorbene Douglas Adams vom "Restaurant am Ende des Universums", das man nur durch eine Zeitreise besuchen kann und das einen wunderbaren Blick auf den Anti-Urknall bietet: auf das Zusammenfallen des Universums in einen Punkt.
Er erwähnt auch, dass es etwas Schwierigkeiten bereitet, im Restaurant über Vergangenheit und Zukunft zu sprechen, da ja alle Zukunft vergangen ist. Ganz neue Formen der Vor- und Nachzeitigkeit müssen grammatikalisch realisiert werden.
Nun ist schwer zu sagen, ob Douglas Adams die Idee zu diesem grammatikalischen Problem beim Bahnfahren in Deutschland erhalten hat, aber man kann diese temporale Grammatik-Deformation auch auf Bahnsteigen beobachten.
Es ist 11 Uhr 46.
"Es fährt ein der Zug aus Stuttgart. Die Ankunft war 11 Uhr 43."
Wir übersetzen.
"Es fährt ein": zu deutsch: "Es wird gleich einfahren." Präsens statt Futur.

"Die Ankunft war 11 Uhr 43." zu deutsch: "Die Ankunft war für diesen Zeitpunkt geplant, aber wie Sie wissen, wäre die Ankunft nur da gewesen und der Zug ist da nicht wirklich angekommen. Im Gegenteil, er wird ankommen. Aber später." Vergangenheit statt Irrealis und Futur.

Es ist 11 Uhr 49. Drei Minuten nach der Ankündigung, dass der Zug im Präsens einfährt. Jetzt fährt der Zug ein. Grammatikalische Normalität hergestellt.

[Diesen Text werde ich, so die bisherige Planung, auch morgen abend in Karlsruhe lesen ;)]

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