Günther H. Oettinger: Kontakt

G�nther H. Oettinger hat Post



In dieser Sache:

http://blog.literaturwelt.de/archiv/verkauf-kulturhistorischer-gueter/



Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,



den Nutzen des Volkes zu mehren und Schaden von ihm zu wenden, das haben Sie in Ihrem Amtseid geschworen.



Wenn wertvolle Handschriften das Land Baden-Württemberg verlassen und eventuell in den Tresoren von Investoren verschwinden, dann nehmen Sie unserem Bundesland, dann nehmen sie Deutschland und der geistigen Welt einen Teil seiner und ihrer Geschichte.



Historisch und literarisch relevante Kunstschätze müssen der Wissenschaft zugänglich lieben, denn Sie mehr als jeder andere weiß: Unsere Zkunft liegt in der Bildung der Bürgerinnen und Bürger.



Bildung ohne Geschichte und Kultur, das wissen Sie auch, ist nicht denkbar.



Ich habe selbst im Schloss Salem schon gewohnt und bin mir dessen Bedeutung bewusst und ich bin sicher, Sie und die Landesregierung finden einen anderen Weg, dieses wertvolle Gebäude zu sichern als auf Kosten der Kulturgeschichte.



Als Germanist, Autor und Journalist, als ehemaliger Pädagoge und Vater von zwei Kindern sind mir beide Ziele gleich wichtig. Sie sind nicht gegeneinander aufrechenbar.



Ich danke Ihnen für Ihre zukünftigen Bemühungen beides miteinander zu vereinen und verbleibe freundlich grüßend



Oliver Gassner



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Kommentare

  1. Mal ein ketzerischer Einwurf (ohne jede Sachkenntnis in der konkreten Debatte): Seit 25 Jahren spüre ich Texten in Archiven nach. Und immer, mit keiner Ausnahme, waren das angenehme Erfahrungen im Umgang mit privaten Sammlern. Schwierig waren allenfalls mal die Terminvereinbarungen. Stets bekam ich zu sehen, was ich wollte, kundig beraten von Menschen, die nicht nur im Tresor liegen hatten, sondern sich an ihren Schätzen freuten, sich intensiv damit befasst hatten. Und ebenfalls ohne Ausnahme waren die Papiere sachgemäß gelagert.



    Ganz anders meine Erlebnisse mit staatlichen Archiven. Mal bekam ich nichts zu sehen, da ich den Nachweis legitimen wissenschaftlichen Interesses (eine ordentliche Bestallung) nicht erbringen konnte. Mal waren die Dokumente nicht auffindbar. Mal waren sie in Kellern in Kartons gestapelt. Fast nie war jemand erreichbar, der die Inhalte kannte oder auch nur kennen lernen wollte.



    Ich gehe nach vielen Dutzend Besuchen davon aus, dass Kunstschätze und Dokumente in Privatbesitz nicht nur den wirklich Interessierten tatsächlich zugänglich sind, sondern auch deutlich besser aufgehoben. Darum rate ich privaten Eigentümern, die ihre Sammlung einem staatlichen Archiv vermachen wollen, dringend davon ab und empfehle einen Liebhaber als Nachfolger zu suchen.



    (Wie eingangs festgestellt: von dem, was tatsächlich verkauft werden soll, an wen es verkauft werden soll und wie es derzeit verwahrt/betreut wird, weiß ich nichts. Es kann in jedem Einzelfall anders sein.)

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  2. REPLY:
    Ich halte diese Äußerung, dass Kulturgüter bei privaten Sammlern besser aufgehoben sind, für absoluten Stuss. Seit Mitte der 1970er Jahre habe ich Erfahrungen mit adeligen Privatarchiven, und meine Erfahrungen sind absolut diametral entgegengesetzt. Die Arbeit ist dort sehr viel mühsamer als in öffentlichen Archiven. Für das Projekt Donaueschingen Digital suchte ich Kontakt zu privaten Erwerbern von Donaueschinger Büchern, aber trotz vielfacher Aufrufe haben sich nur eine Handvoll Leute (von tausenden) bei mir gemeldet. Natürlich kann es hilfsbereite Sammler geben, mit denen die Zusammenarbeit Spaß macht, und unfreundliche Archivare und Bibliothekare. Das ändert aber nichts an dem Faktum, dass Kulturgüter in öffentliche Sammlungen gehören. Öffentliche Institutionen kommen nicht auf die Idee, kostbare illuminierte Handschriften zu zerschneiden, damit der Profit steigt. Umfassende Berichterstattung zum Thema der geplanten Karlsruher Verkäufe in http://archiv.twoday.net

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  3. Sorry, Herr Graf, ich erwähnte keine unfreundlichen Archivare und Bibliothekare. Ich habe etliche getroffen, die selbst darunter litten, dass ihnen die Mittel fehlten, ihre Bestände ordentlich zu konservieren - keinen einzigen, der glücklich darüber war, dass Dokumente in Umzugskartons vermodern. Und ich räume gerne ein, dass es im Rahmen akademischer Projekte bequemer sein mag, mit öffentlichen Sammlungen zu arbeiten. Ich als Privatperson habe oft keinen Zugang erhalten. Selbst wenn ich der einzige im Land war, der nach einem sonst vergessen Dichter fragte, wurde mir der mehrfach mit dem Argument verwehrt, die Dokumente seien nur legitimem wissenschaftlichen Interesse einsehbar. Manchmal waren Archivare so freundlich, mir hilfsweise Namen von privaten Sammlern zu nennen.



    Übrigens kann auch ich nicht behaupten, dass sich Sammler bei mir gemeldet hätten. Ich musste sie schon selbst fragen.



    Was die Privatarchive des Adels betrifft, wird es wohl durchaus öfter so sein, dass da vieles über Generationen vererbt wurde und sich heute im Besitz von Leuten befindet, denen das Zeug egal ist. Das gilt für private Erwerber der Gegenwart und für engagierte Sammler jedoch nicht, für Leute, die nicht herumliegen haben, sondern kaufen.



    Ich könnte mich jedenfalls begeisterter zeigen für den Verbleib von Dokumenten in öffentlichem Besitz, wenn den Sammlungen die zur Pflege der Bestände erforderliche Ausstattung (inkl. Personal) beigegeben würde.

    Dass prestigeträchtige Einzelstücke ordentlich verwahrt sind, bezweifle ich natürlich nicht. In deren Verkauf sehe auch ich tatsächlich nur einen Verlust.



    - Aber wenn es ein Faktum ist, dass Kulturgüter in öffentliche Sammlungen gehören, gibt es ja nichts zu diskutieren. Fakten sind nun mal Fakten. Da wird es wohl ein Gesetz geben, in dem das steht.

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  4. REPLY:
    a) unterschiedliche Menschen machen mit unterschiedlichen anderen menschen unterschiedliche Erfahrungen



    b) sind wertvolle Manuskripte in öffentliher Hand, so brauchen diese auch Geld um jene zu lagern



    c) Menschen, die nicht 'organisierte' Wissenschaftler sind und forschen wollen, brauchen deren Unterstützung



    Danke ;)

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  5. Bürger-Herold (anonym)1. Oktober 2006 um 13:51

    Zitat als händischer Trackback:

    *... Oettinger will nicht nur Geschichte schreiben, sondern ist auch um sie besorgt. Weniger um ihren Erhalt bzw. ihre Zugänglichkeit, vielmehr um die baren Münzen, die sich aus historischen Gütern erzielen lassen. ..."

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