Unüberbrückbare Differenzen: Blogger & Journalisten

Beim Webmontag hatte ich ja was über Blogs bei Zeitungen erzählt und ein Teil der Diskussion drehte sich natürlich darum wie absolut und total grundverschieden Blogs und Zeitungen sind. Oder Blogger und Journalisten.



Dass die ganzen Top-Blogger z.B. in D und USA Medienleute im weiteren oder Journalisten im engeren Sinne sind, braucht man da als Argument gar nicht mehr zu bringen.



Merke: Macht ein Blogger Mist ist er ein Journalist, der sich zum coolen Blogger aufschwingt und nix verstanden hat. Nimmt ein Blogger Geld wirft man ihm vor sich zum Journalisten zu stilisieren. Very funny. (Beides übrigens sinngemäß Argumente eines Bloggers, der als Journalist arbeitet.)



Gestern Abend hab ich mich dann sozusagen vorab mit einem 'nichtjournalistischen' Zeitungs-Verlagsmenschen am Rande einer Social-Software-Veranstaltung darüber unterhalten, was so Sache ist. Er hatte gegen diejenigen der folgenden Thesen, die da kurz Thema waren nix einzuwenden ;) [Die Punk-Parallele ist mir heute erst eingefallen ;)]



Aaaaalso jetzt mal 'im Ernst':



Unüberbrückbare Differenzen:



- Blogger können Geld verdienen indem sie sich durch Werbung finanzieren oder für Blognetzwerke arbeiten, die das tun.

- Zeitungen finanzieren sich durch Werbung. (Die Zeitungskrise wurde u.a. von den abnehmenden Stellenanzeigen ausgelöst.) Abos kann man vergessen, sie nehmen ähnlich stark ab wie die Werbeeinnahmen.



- Blogger sind nicht unabhängig, weil sie auf ihre Werbekunden schauen müssen.

- Journalisten würden natürlich niiiemals Zoff mit Chefredaktion oder Verlag kriegen, weil sie nen Werbekunden unsanft angefasst haben.) [Google: verdi plus journalistin karlsruhe]



- Blogger sind so schrecklich subjektiv.

- Journalisten schreiben lieber 10-Zeiler-Polizeiberichtszusammenfassungen als Glossen und Komentare. (NOT)



- Blogger können so viel oder so wneig, so lang oder kurz, so stilistisch frei schreiben, wie sie wollen.

- Journalisten finden es ganz ganz toll, 5000 Anschläge auf 1000 runterzukürzen und würden lieber sterben als 'ich' in einem Artikel zu schreiben. (NOT, schönen Gruß an E.E.Kisch.)



- Blogger sprechen immer 'schmalere' Zielgruppen an.

- Als Rezept gegen die Zeitungskrise gilt das Angebot von verschiedenen Zeitungsformaten aus einem Haus, um Zielgruppen genauer ansprechen zu können. (Abo-Qualizeitung, 20-Minuten-Format (Wunschdenken ;) ), werbefinanziertes Gratisblatt, 'Eliteblatt')



- Blogger sind Punks. (Bier.)

- Journalisten sind Alkis. (Sekt. Hat auch Bläschen ;-))



- Zeitungen kannibalisieren ja ihre Auflage, wenn sie jetzt Leser Bloggen lassen.

- Keine Sorge, die Auflage nimmt auch ganz von selbst ab.



Was fehlt noch?


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Kommentare

  1. REPLY:
    dank blogs können journalisten endlich machen, was sie wollen und können. und müüssen sich nicht in mittelmäßigkeiten oder hirnsalots gewungenen elitismus einsperren lassen

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  2. es ist eine alte Debatte, die sich immer wieder am Entweder-oder festmacht. Das ist aber Tinnef: Schon beim Bildschirmtext, dann beim WWW, immer wieder hat man gebarmt, der klassische Journalismus könne draufgehen. Die Frage scheint mir eher zu sein, wieviel UNBEQUEMLICHKEIT ist noch gewollt? Wie sehr können Journalisten, Blogger, wer immer halt, noch investigativen Journalismus betreiben? Ich hab manchmal eher den Eindruck, dass es um Betulichkeit und Jubelschreiberei geht, als um klassischen Journalismus. Und das nervt.

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  3. Ich kann mir eine Entwicklung vorstellen, wo die technisch bedingte Konzentration des Mitteilungsprivilegs auf Mitteilungsspezialisten und auf Eigentümer besonderer Mitteilungseinrichtungen verschwindet und auf universellere, chaotischer anmutende und doch gedeihlichere Arten, von denen das Bloggen ein einfacher experimenteller Prototyp sein mag, 'Wissen' und Signale verbreitet werden. Das würde tiefgreifend verändernde Auswirkungen auf die Organisation von Kollektivität, die Definition von Grundbedarf und auf die Versorgung damit haben.

    Der nicht kommerzielle Blog durchbricht zunächst die Leserbriefschranken der Zeitungsverlage - aber das ist nur der harmlos scheinende Anfang. Das grosse 'Blog as Blog Can' kommt in Gang. Und auch das ist erst der Anfang, ähnlich dem einer Kreuzberger Nacht.

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  4. REPLY:
    Treffer.

    Als ich ca. 1996 auf der Berliner 'Softmoderne' Michael Joyce kennenlernte und auch ein Mensch von Yahoo da war. Sagten beide: es gibt etwas, das nach dem web kommt.



    Das Symbol-Analphabeten-Web, das der Yahoo-Mensch prognostizierte scheint es mir nicht ganz zu sein (auch wenn man zum Podcasten nur beschränkt lesen können muss ;) ). Joyce hat sich zurückgehalten und ggf. ist das 'peotentiell-vollpartizipatorische' Netz der 'Prosumer', das auch noch mobil ist, das worauf wir 'grade noch gewartet haben' 8Ich hab grad ein netzstimmen interview in der bearbeitung wo die schöne neue welt als relativ RTL-isiert rüberkommt).



    Na, mal sehen. aber ich denke in der tat wie du: Das ist erst der Anfang. Nimmt man die Rundfunkgecshichte parallel sind wir nicht mhr beim dampfradio wie 1995 sondern eher bei den ersten Testsendungen des s/w-TV.

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