EPIC 2014 oder 'reale' Netzwerke?

Mario Sixtus erwähnt in seinem Offenen Brief an Patalong und Don Alphonso

EPIC 2014 als Zukunftsszenario.



Grob zusammengefasst: Massenweise Freelance-Journalisten arbeiten 'einzeln', füttern ihre Stories, Texte, und Bilder in 'epic', einem aus einer Google-Amazon-Allianz hervorgegangenen Mediennetzwerk und werden auch bezahlt (Von wem? Von den Subskribenten?). Also sozusagen Camcorder Revolution + Blogging + Grid Computing + Social Networks. Die NYT stellt irgendewann aus Protest ihre Onlineausgabe ein, denn schon vorher sind in einer Weiterentwicklung von Google News (heute ist offenbar "Google News"-Tag) die Nachrichten von Computern 'passend' für jeden Subskribenten aus Einzelsätzen montiert worden.



Manche Ideen sind ganz interessant, beispielsweise, dass mein TV-Programm und mein Nachrichtenmix 'passend' zu meinem sozialen Netzwerk zusammengestellt werden. D.h. lesen, was (auch) die Bekannten lesen. (Aber eben nicht nur.) Dass aber jeder einen anderen Text bekommt, scheint mir nun weniger witzig. Denn dann kann man über die rezipierten News nicht mehr reden, weil jeder ja einen anderen Artikel gelesen oder enen anderen TV-Beitrag gesehen hat. (Gut, eventuell will man mit Dritten eh nur über das reden, was allen Beiträgen gemeinsam ist.)



Dass Print-Medien den Bach runtergehen, ist ja auch nicht sooo spannend als Projektion, denn schon seit Privat-TV-Zeiten kaufen sich Printmedien in den neuen Medien ein und kannibalisieren sich.



Verschwinden werden sie wahrscheinlich ohnehin nicht. Und die Kannibaliserung selbst ist auch teilweise imaginiert. Ich kenne nur die Zahlen vom Buchmarkt: Für den war das TV nie wirklich ein Problem. Wer vor 30 oder 40 Jahren gelesen hat, tut es noch [also die soziale Schicht] - wer damals schon nicht gelesen hat, guckt halt TV.



Die Drift von Print zu elektronisch vorauszusagen ist also nicht ganz so revolutionär. Und ob der Konzern jetzt Bertelsmann heißt oder 'Googlezon.com' ist an sich auch schnurtz.

Wenn etwas spannend ist, dann, ob 'das Netz' irgendwann begreift, dass 'Firma gründen und kaufen lassen' langfristig nicht die Medienzukunft erzeugt, die man gerne hätte. - Also eine, die auf einer breiten Masse an 'citizen reporters' beruht. (Ceterum censeo, dass ein 'citizen reporter' deshalb noch lange kein Journalist ist.)



Man könnte doch mal in die Rictung spinnen: Was wenn jemand das Genossenschaftsmodell, das MIGROS in der Schweiz mit Supermärkten und Erwachsenenbildung und einigen anderen 'plug-ins' zum Erfolgsmodell gemacht hat, auf Medien anwenden würde? Wenn die Medienmacher nicht den anonymen 'Shareholdern' gehören würden, sondern ihren 'Kunden'? (Bei der MIGROS kann man kostenlos Aktieninhaber, d.i. Genossenschafter, werden und darf und soll jährlich den Konzernkurs per Abstimmung mit steuern!)

Auch Vereine oder andere 'Basismodelle' wären denkbar. Was also flankierend zu den 'vernetzen' Strukturen notwendig wäre, wären Modelle, wie man aus die Nutzer und Macher der Medien auch 'reale' in Gemeinschaften und Organisationsformen einbinden kann.



Einige Holperer hat das EPIC-Modell zudem: Wenn Blogger oder Alt-Medien nicht wollen, dass ein Content-Robot ihre Inhalte verhackstückt, dann gibt es in der Regel simplere Methoden, das zu verhindern, als eine Klage vor Gericht. Auch die Einzeljouralisten und 'Freelance-Blogger' würden sich wahrscheinlich längerfristig wieder zu Firmenstrukturen zusammenfinden.



Aber anregend ist das EPIC-Filmchen schon.

Facebook Kommentare



Kommentare